Kapitel 3 beschrieb detailliert den Gebrauch der GIMP-Werkzeuge; die Beschreibung ist jedoch unvollständig. Ein vollständiges Verständnis, wie man erfolgreich mit Auswahlen arbeiten kann, erfordert eine Einbindung der Masken in die Beschreibung. Dieser Abschnitt zeigt wie Masken sich mit Auswahlwerkzeugen ergänzen und stellt dar, warum die Verbindung von Auswahlen und Masken so leistungsfähig ist.
Masken sind wunderbare Werkzeuge zum Verfeinern von Auswahlen. Die sorgfältige Untersuchung
einer Maske kann oft verschiedene Probleme enthüllen.
Abbildung 4.36
Die sich ergebende Kanalmaske wird in
Abbildung 4.37(a) gezeigt,
Um die mit der Auswahl verbundenen Probleme zu sehen, wird das
Zoom -Werkzeug zum Vergrössern des Bildfensters verwendet.
Das erzeugt das in Abbildung 4.38(a) gezeigte Ergebnis.
Abbildung 4.38(b) zeigt dasselbe Bild wie in Abbildung 4.38(a), aber mit invertierten Farben. Die Farbumkehrung wird durch das Aktivieren der Kanalmaske und anschliessenden Aufruf der Invertieren-Funktion im Bild:Bild/Farben-Menu durchgeführt. Das Umkehren der Farben invertiert die Maskenbereiche, die mit den selektierten und unselektierten Pixeln des Bilds verknüpft sind. Jetzt kann man sehen, dass an einigen Stellen die dunklen Pixel des Objekts durch die Maskenränder durchscheinen. Dies zeigt an, dass sie fehlerhafterweise nicht in die Menge der selektierten Pixel mit eingeschlossen wurden.
Schliesslich kann in den beiden Abbildungen 4.38(a) und (b) der Stufeneffekt erkannt werden.
Jedes dieser drei Probleme kann durch das Verfeinern der Maske gelöst werden. Dies kann durch verschiedene Methoden erreicht werden, aber für diese Art von Feinarbeit ist das Airbrush -Werkzeug aus der Werkzeugbox die beste Wahl. Der Airbrush kann eine sehr dünne Farbschicht auftragen und ist damit ein sehr gutes Verbesserungswerkzeug. Das Arbeiten an Rändern erfordert zum Vermeiden des Stufeneffekts etwas Vermischen des Hintergrunds mit dem Objekt. Mit einem geringen Druck genutzt, ist Airbrush dafür perfekt.
Abbildung 4.39(a)
Das Anwenden des Airbrush-Werkzeugs auf die Problempixel in
Abbildung 4.38 erzeugt das in
Abbildung 4.40 zu sehende Ergebnis.
Der vorherige Abschnitt zeigt wie eine Kanalmaske zum Verbessern einer Auswahl genutzt werden kann. Dies ist so nützlich, dass in GIMP das Bildfenster ein besonderes Paar Funktionsbuttons zum schnellen Umwandeln einer Kanalmaske und umgekehrt hat. Diese werden schnelle Maske-Buttons genannt.
Abbildung 4.41(a)
Abbildung 4.42
Das Durchführen einer Auswahl verlangt das Abtrennen des Objekts vom Hintergrund, d.h. des Teils des Bildes, an dem wir interessiert sind. Häufig hat das Objekt Farbwerte, die sich vom Hintergrund unterscheiden. Hier soll erklärt werden, wie wir diese Tatsache ausnutzen können. Weil die hier beschriebene Technik von den natürlichen Farbmerkmalen des Bilds abhängen, wird sie von mir mit Finden der natürlichen Maske bezeichnet. Die Verfahren beruhen auf zwei Werkzeugen: Schwellwert im Bild:Bild/Farben-Menu und Zerlegen im Bild:Bild/Mode-Menu. Das natürliche Maskenverfahren gestattet es oft, ein Objekt in einer einzigen, kühnen Operation herauszuziehen.
Das Schwellwert gestattet einen Wertebereich in einem Bild festzulegen. Alle Pixel im Bereich der ausgewählten Werte werden auf weiss abgebildet, der Rest wird schwarz. Schwellwert ist ein leistungsfähiges Werkzeug zum automatischen Erzeugen von Masken. Dies wird im folgenden Beispiel dargestellt.
Abbildung 4.43
Der Schwellwert-Dialog arbeitet mit Klicken und Herausziehen eines Wertebereichs in ein
Balkendiagramm. Der Wertebereich im Balkendiagramm ist zwischen 0 und 255, und wie in
Abbildung 4.44(b) zu sehen,
Das Wiedereinschalten des Augenicons der Bildebene erlaubt die Kanalmaske über dem Bild zu sehen,
wie in Abbildung 4.45 dargestellt.
Wie in Abbildung 4.45 gezeigt, ist das Ergebnis von Schwellwert eine fast perfekte Maske der Blume. Es bleiben jedoch verschiedene Fehlerbereiche. Es gibt bestimmte Teile des Bildes, die maskiert werden sollten, aber nicht sind. Teile sind maskiert, sollten es aber nicht sein. Diese Teile können leicht mit dem Lasso- und dem Pinsel-Werkzeug entfernt werden.
Abbildung 4.46(a)
Abbildung 4.47 zeigt, wie der Stängel der Blume,
der nicht in der Maske mit eingeschlossen war, mit dem
Pinsel -Werkzeug wiederhergestellt wird.
Abbildung 4.47(a)
Für den letzten Schritt in diesem Beispiel zeigt
Abbildung 4.48(a)
Dieses Beispiel zeigt wie Schwellwert eine Auswahl schneller als sogar mit dem Bezierpfad erzeugen kann. Ein Bezierpfad hätte das Setzen und verfeinern einer grossen Anzahl von Kontrollpunkten erfordert. Im Gegensatz dazu erfordert das Verfahren mit dem Schwellwert-Werkzeug einige Versuche mit den Werten des Werkzeugdialogs, gefolgt von einigen groben Auswahlen mit dem Lasso und etwas malen mit dem Pinsel.
Ein Schlüsselelement zum effizienten Arbeiten mit dem Schwellwert-Werkzeug ist das Finden eines vernünftigen Wertebereichw im Balkendiagramm des Werkzeugdialogs. Das in diesem Abschnitt benutzte Beispiel zeigt, dass das Finden einer perfekten Maske nicht notwendig ist. Das Ziel ist eher eine Maske zu finden, die das Objekt stark genug vom Hintergrund trennt, damit die Werkzeuge wie TT>Lasso und Pinsel die Fehler leicht bereinigen können.
Der Wertebereich zum Erzeugen der Maske in diesem Beispiel wird in Abbildung 4.44(b) gezeigt. Es ist wichtig zu verstehen, dass das Ergebnis mit der Versuch-und-Irrtum-Methode erreicht wurde. Verschiedene zusammmenhängende Bereiche im Balkendiagramm wurden mit der Maus herausgenommen und jedesmal wurden die auf schwarz und weiss abgebildeten Bildteile beobachtet. Ein Hinweis zum Finden nützlicher Bereiche ist das Überprüfen der Wertebereiche, die die Hauptbeulen im Balkendiagramm hervorrufen. Diese sind normalerweise mit den Hauptbildmerkmalen verknüpft und häufig bildet eine dieser Beulen die Lösung für unsere Suche. Wenn ein vernünftiger Bereich entdeckt wurde, können mit den Eingabebereichen die Daten der Endpunkte des Bereichs verfeinert werden.
Obwohl das Schwellwert-Werkzeug kein Allheilmittel ist und es keine Garantie dafür gibt, ist es oft erfolgreich. Es ist sinnvoll das Schwellwert-Werkzeug auszuprobieren, bevor man eine langwierige Auswahl mit dem Bezierpfad-Werkzeug beginnt. Einige gute Beispiele für das Anwenden von Schwellwert zum Erzeugen von Masken sind in den Abschnitten 7.3 und 7.4 dargestellt.
Das in Abschnitt 3.1.1vorgestellte Zauberstab-Werkzeug ist grundsätzlich sehr ähnlich zum Schwellwert-Werkzeug, aber nicht annähernd so effektiv. Wie bereits beschrieben arbeitet der Zauberstab mit einem Anfangspixel aus dem Bild und interaktivem Setzen der Regler, wieviel Pixel um das Anfangspixel herum in die Auswahl eingeschlossen werden. Ist der Wert der Schwelle T, wenn der Wert des Anfangspixels S ist, wird der eingeschlossene Pixelbereich der Auswahl [S-T,S+T].
Nehmen sie nun an, dass der Pixelwertebereich der das Objekt vom Hintergrund trennt, [R1,R2] ist. Um das Zauberstab-Werkzeug anzuwenden, muss die Schwelle einen Wert von T=(R2-R1)/2 and the seed must have the value S=(R1+R2)/2 haben. Das Problem dabei ist, ein Anfangspixel im Objekt zu finden, das den richtigen Wert hat, um beim Ausprobieren mit den Schwellwerten ein annehmbares Ergebnis zu erzeugen. Dies ist aus mehreren Gründen unpraktisch. Der Hauptgrund ist, dass man kein sichtbare Rückkopplung der verschiedenen Versuche mit Zauberstab erhält, um eine verbesserte Lösung zu finden.
Andererseits benötigt Schwellwert nur die Endpunkte des bestimmten Bereichs und ist somit besser für das Ausprobieren geeignet. Es ist leicht verschiedene zusammenhängende Wertebereiche und die sichtbare Rückkopplung auszuprobieren und damit sehr nützlich zum Verbessern der Suche. Zusätzlich liefert das Balkendiagramm des Schwellwert-Dialogs Hinweise in welchen Bereiche sie am nützlichsten sind.
Schliesslich ist das vom Zauberstab verwendete Rechenverfahren langsam, weil bei jedem Wechsel des Schwellwerts der ausgewählte Bereich um das Anfangspixel rekursiv wächst. Im Vergleich dazu ist das Rechenverfahren von Schwellwert sehr schnell, weil es lediglich jedes Pixel mit den Schwellwerten vergleichen muss.
Im vorherigen Abschnitt wurde Schwellwert direkt auf das Bild angewandt. Dieses Werkzeug kann jedoch sehr viel wirksamer sein, wenn es auf eine Farbkomponente des Bilds angewendet wird. Die Funktion Zerlegen im Bild:Bild/Mode-Menu kann zum Zerlegen eines Bildes in seine RGB und HSV-Anteile genutzt werden. Wenn die Zerlegung RGB ist, erzeugt Zerlegen drei Graustufenbilder, die die roten, grünen und blauen Kanäle eines Bild enthält. Für HSV werden ebenfalls drei Graustufenbilder erzeugt, die den Farbwert, die Sättigung und die Helligkeit des Bild enthalten (siehe Abschnitt 5 mit einer genaueren Beschreibung der Beziehung zwischen einem Bild und seinen RGB- und HSV-Farbkomponenten).
Abbildung 4.49(a)
Abbildung 4.50(a), (b), and (c)