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8.4 Schatten

Ein Schatten ist lediglich die dunkle Silhouette eines Objekts mit einem irgendwie unscharfen Rand, was der Streuung der beleuchtenden Lichtquelle Rechnung trägt. Darüberhinaus ist ein Schatten in Abhängigkeit von der Position der Lichtquelle irgendwie bezüglich des Objekts versetzt. Mit GIMP können Sie sehr überzeugende Schatten konstruieren. Sie sind überraschend nützliche Renderingwerkzeuge bei der Bildmanipulation. Dieser Abschnitt erklärt wie man sie erzeugt.

Um den Schatten für ein Bildobjekt zu erzeugen, muss dieses zuerst selektiert werden. Nachfolgend sind die Schritte beschrieben, um einen Schatten des selektierten Bereichs zu erzeugen:

1.
Ausschneiden des selektierten Bereichs durch Eintippen von C-x im Bildfenster. Dies versetzt die Selektion in den Kopierpuffer.
2.
Erzeugen einer neuen transparenten Ebene durch Anklicken des Neue Ebene-Buttons im Ebenendialog mit Auswahl der Transparent-Option.
3.
Einfügen der Inhalte des Kopierpuffers durch Eintippen von C-v im Bildfenster. Das plaziert die Kopie in einer schwebende Selektion. Verankern der schwebenden Selektion mit einer neuen Ebene durch Anklicken des Anker-Button im Ebenendialog.
4.
Verdoppeln der neuen Ebene durch Anklicken des Ebene duplizieren-Button im Ebenendialog. Die verdoppelte Ebene wird oberhalb der Originalebene im Ebenenstapel plaziert.
5.
Benennen Sie die verdoppelten Ebene und die Originalebene mit Schatten
6.
Aktivieren Sie die Schattenebene durch Klicken auf ihren Thumbnail im Ebenendialog, schalten Sie die 'Erhalte Transp.'-Checkbox im Ebenendialog ein und benutzen Sie das Füllen-Werkzeug mit einer auf 255 gesetzten Schwelle, um das Bildobjekt mit schwarz oder einer anderen passenden dunklen Farbe einzufärben.
7.
Schalten Sie die 'Erhalte Transp.'-Checkbox im Ebenendialog aus, benutzen Sie Gaussscher Weichzeichner (IIR) aus dem Bild:Filter/Weichzeichnen-Menu, um die Schattenebene zu verschleiern und Versatz  aus dem bild:Bild/Transformationen-Menu um ihn zu verschieben.
8.
Benutzen Sie den Deckkraftregler im Ebenendialog, um dem Schatten einen angemessenen Grad an Durchsichtigkeit zu geben.
Diese Prozedur wird oft mit 'Erzeugen eines Schlagschattens' bezeichnet.   

Nach dem vorhergehenden Rezept wird nun in einem Beispiel das Erzeugen eines Schlagschattens vorgestellt. Abbildung 8.16(a)

  
Abbildung 8.16: Ein Gänseblümchen
Abbildung 8.16

zeigt ein Foto eines Gänseblümchen. Eine Selektion des Gänseblümchens wird mit den Techniken aus Kapitel 3 und 4 gemacht, wie in Abbildung 8.16(b) gezeigt. Damit wird der Hintergrund des Gänseblümchen zu entfernt. (Beachten Sie: Das Ausschneiden liefert nur dann einen durchsichtigen Hintergrund, wenn das Originalbild einen Alphakanal hat (mehr über Alphakanäle siehe Abschnitt 4.2.1). Der Ebenendialog in Abbildung 8.16(c) zeigt, dass die Gänseblümchenschicht verdoppelt und die untere Ebene mit Daisy Silhouette bezeichnet wurde.

Die restlichen Schritte in der Schattenerzeugung sind jetzt einfach. Die Gänseblümchensilhouettenebene wird mit dem Füllen-Werkzeug schwarz gefüllt (vergessen Sie nicht den Schwellwert im Füllen-Dialog auf 255 zu setzen). Das Verschleiern  kann mit jedem Werkzeug aus dem Bild:Filter/Weichzeichnen-Menu durchgeführt werden (versichern Sie sich aber, dass der 'Erhalte Transp.'-Button im Ebenendialog ausgeschaltet ist). Hier wird Gaussscher Weichzeichner (IIR) mit einem Radius von 208.1 verwendet. Danach wird durch Eintippen von C-S-o Versatz  angewandt. Die Offsetparameter werden für X und Y auf 15 gesetzt. Das Ergebnis wird in Abbildung 8.17(a) gezeigt.

  
Abbildung 8.17: Füllen, Verschleiern und Verschieben erzeugt den Schatten
Abbildung 8.17

Abbildung 8.17(b) und (c) zeigt die Dialoge für die in diesem Beispiel genutzten Gaussscher Weichzeichner (IIR)- und Versatz-Filter.

Was noch bleibt ist das Plazieren der Blume und des Schattens über einen passenden Hintergrund. Das kann alles Mögliche sein: eine durchgehende Farbe, ein Bildmuster oder eine Fotografie. Abbildung 8.18(a)

  
Abbildung 8.18: Der fertige Schlagschatten
Abbildung 8.18

stellt das Gänseblümchen vor einem hellblauen Hintergrund dar. Der Ebenendialog in Abbildung 8.18(b) zeigt die Stellung der blauen Ebene unten im Bilderstapel. Diese Ebene wurde durch Anklicken des Neue Ebene-Button im Ebenendialog erzeugt, im Bilderstapel nach unten verschoben und mit dem Füllen-Werkzeug mit der gewünschten Farbe versehen.

Übrigens, der mit dieser Technik erzeugte Schatten kann diffuser aussehen, wenn man ihn durchsichtiger macht. Aktivieren Sie einfach den Schatten im Ebenendialog und setzen Sie den Wert der Durchsichtigkeit mit dem Deckkraftregler.

Eine ähnliche Technik wie das Erzeugen von Schlagschatten ist das Ausstanzen.  Ein Schlagschatten erzeugt die Illusion, dass ein Bildobjekt über dem Hintergrund schwebt. Das Ausstanzen ist ebenfalls eine Schattentechnik, erzeugt aber die Illusion, dass ein Teil des Hintergrunds abgeschnitten wurde und einen Schatten auf einen dahinterliegenden Hintergrund wirft. Diesen Effekt könnten Sie erkennen, wenn Sie eine Schablone knapp vor eine Mauer halten würden. Das Licht, dass durch Stab scheint, wirft einen Schatten, der durch die Schablonenlöcher gegen die Wand zu sehen ist.

Wie bei einem Schlagschatten benötigen Sie für das Ausstanzen eines Bildobjekts eine Selektion. Der Vorgang des Erzeugens ist ähnlich wie dem für das Erzeugen eines Schlagschattens, aber mit ein paar Änderungen. Zum Ausstanzen in der Form eines ausgewählten Bildbereichs verwenden Sie folgende Schritte:

1.
Setzen Sie die Grundfarben durch Eintippen von d im Bildfenster.
2.
Durch das Anklicken des Neue Ebene-Button im Ebenendialog erzeugen Sie ein neue Ebene; wählen Sie 'Vordergrund' als den Ebenenfülltyp im Neue Ebene Optionen-Dialog. Dies füllt die neue Ebene mit schwarz.
3.
Aktivieren Sie die neue Ebene im Ebenendialog und füllen Sie den ausgewählten Bereich mit weiss mit dem Füllen-Werkzeug. Benennen Sie die Ebene mit Schatten.
4.
Deaktivieren Sie die Selektion durch Eingabe von C-S-a im Bildfenster und erzeugen Sie eine neue Maske für die Schattenebene durch das Auswählen von Ebenenmaske hinzufügen  im Ebenenmenu.
5.
Aktivieren Sie die Schattenebene durch das Klicken auf ihren Thumbnail im Ebenendialog und kopieren Sie sie in die Zwischenablage durch Eingabe von C-c im Bildfenster.
6.
Aktivieren Sie die Ebenenmaske in der Schattenebene durch Anklicken des Thumbnails der Ebenenmaske im Ebenendialog. Fügen Sie den Inhalt der Zwischenablage durch Eingabe von C-v im Bildfenster ein und verankern Sie die schwebende Selektion in der Ebenenmaske durch Eingabe von C-h im Bildfenster.
7.
Aktivieren Sie die Schattenebene, verschleiern Sie sie mit Gaussscher Weichzeichner (IIR),  und verschieben Sie sie mit Versatz.  t. 
Dies erzeugt den Ausstanzeffekt.

Jetzt wird ein Beispiel des Ausstanzens vorgeführt. Das Beispiel weicht leicht von den in der vorherigen Liste beschriebenen Schritten ab. Abbildung 8.19

  
Abbildung 8.19: Blitzschlag!
Abbildung 8.19

zeigt einen beeindruckenden Blitzschlag vor einem purpurnen Himmel. Sie können sich den kommenden mächtigen Donnerschlag vorstellen. Aber in diesem Fall können Sie es nicht, wir entnehmen die Botschaft durch Ausstanzen aus dem Foto.

Wir beginnen mit dem Setzen der Grundfarben durch Eingabe von d und vertauschen Vorder- und Hintergrundfarbe durch Eingabe von x im Bildfenster. Durch Öffnen des Ebenendialogs und Anklicken des Neue Ebene-Button wird eine neue Ebene erzeugt. Der Hintergrund-Radiobutton wird im Neue Ebene Optionen-Dialog ausgewählt. Dies setzt die neue Ebene auf schwarz. In diesem Beispiel wird sie mit 'Inverse Text' bezeichnet.

Durch Anklicken seines Icons in der Werkzeugbox wird das Text-Werkzeug ausgewählt. Dann wird in das Bildfenster geklickt. Dies ruft den Text-Werkzeugdialog auf, wie in Abbildung 8.20(c) gezeigt.

  
Abbildung 8.20: Plazieren des Texts
Abbildung 8.20

Die Brushstroke-Schriftart wird mit einer Höhe von 100 Pixeln ausgewählt. Da das Ziel der Auswahl dieser Schriftart das Erzeugen eines groben Ausstanzens ist, wird die Antialiasing-Option ausgeschaltet, wie im Text-Werkzeug Werkzeugeinstellungen-Dialog gezeigt wird. (Abbildung 8.20(d)). Durch Anklicken des OK-Button im Text-Werkzeugdialog wird der Text in einer schwebende Selektion plaziert. Weil die Aktive Vordergrundfarbe weiss ist, ist es der Text auch.

Ausschneiden der schwebenden Selektion mit C-x und Einfügen mit C-v zentriert den Text vor dem Verankern in der Ebene mit dem Anker-Button im Ebenendialog. Dies erzeugt eine Ebene mit weissem Text auf schwarzen Hintergrund. Abbildung 8.20(a) zeigt das Bildfenster und Abbildung 8.20(b) zeigt die zugehörigen Ebenen in jedem Schritt des Beispiels.

Die Prozedur ist fast fertig. Wenn wir einen Schlagschatten anfertigen, wird die neue Ebene verschleiert und verschoben. Beim Ausstanzen wird jedoch die Inverse-Text-Ebene in ihre eigene Ebenenmaske kopiert. Dies wird mit folgenden Schritten ausgeführt:

1.
Aktivieren der Inverse-Text-Ebene durch Anklicken ihres Thumbnails im Ebenendialog.
2.
Kopieren der Bildinhalte des 'Inverse Text' in die Zwischenablage durch Eingabe von C-c im Bildfenster.
3.
Erzeugen einer Ebenenmaske durch Anwählen von Ebenenmaske hinzufügen  im Ebenenmenu.
4.
Einfügen der Zwischenablage durch Eingabe von C-V im Bildfenster.
5.
Verankern der resultierenden schwebenden Selektion in der Ebenenmaske durch Anklicken des Anker-Button im Ebenendialog.
Das Ergebnis wird in Abbildung 8.21(a) gezeigt.
  
Abbildung 8.21: Erzeugen der Ebenenmaske
Abbildung 8.21

Abbildung 8.21(b) zeigt den zugehörigen Ebenendialog.

Im letzten Schritt wird der Text in der Inverse-Text-Ebene verschleiert und verschoben. Dazu wir die Inverse-Text-Ebene durch Anklicken ihres Thumbnails im Ebenendialog aktiviert. Diese Ebene wird dann mit dem Gaussscher Weichzeichner (IIR)-Filter mit einem Radius von 8 verschleiert und durch Versatz mit dem Wert 4 für x und y verschoben. Das Ergebnis wird in Abbildung 8.22(a) gezeigt.

  
Abbildung 8.22: Das fertige Ausstanzen
Abbildung 8.22

Der verschleierte und verschobene invertierte Text erscheint nun wie ein Schatten, der mit einer Schablone aus dem Foto ausgestanzt wurde. Die Abbildungen 8.22(b) und (c) zeigen die Dialoge für die im Beispiel benutzten Gaussscher Weichzeichner (IIR)- und Versatz-Filter.


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